Automatische Bildbearbeitung: Hintergrund entfernen

Den Hintergrund eines Bildes zu entfernen ist eine der häufigsten Aufgaben in der Bildbearbeitung. Mit dem freigestellten Objekt im Vordergrund kannst du dann nämlich ganz schön viel anfangen.

Früher war es nötig, das Objekt händisch zu markieren um den Hintergrund entfernen zu können. Mithilfe von AI-Algorithmen geht das mittlerweile automatisch. Die meisten Bildbearbeitungsprogramme sowie Online-Tools können bei den meisten Bildern den Hintergrund sehr gut entfernen.

Ein bisschen Theorie

Artificial Intelligence

Bildbearbeitungsprogramme verwenden ziemlich sicher Artificial Intelligence (AI, Künstliche Intelligenz) um den Hintergrund zu entfernen. Ein paar Grundlagen dieser Technologie helfen dir zu verstehen, warum die Algorithmen bei manchen Bildern gut und bei anderen nicht funktionieren.

Ein AI-Algorithmus lernt anhand von Beispielen, ein Bild in Vordergrund und Hintergrund zu unterteilen. Dazu wird der Algorithmus mit unzähligen Trainingsbildern gefüttert. Alle diese Trainingsbilder wurden bereits in Vorder- und Hintergrund unterteilt.

Der Algorithmus lernt dann anhand von verschiedensten Bildmerkmalen den Unterschied zwischen Vorder- und Hintergrund. Er findet die beste Methode, um die richtigen Ergebnisse für die vorhandenen Trainingsbilder zu berechnen. Diese Methode kann dann auch auf beliebige andere Bilder angewandt werden.

Je mehr Trainingsbilder vorhanden sind, desto besser lernt der Algorithmus. Allerdings kann der Algorithmus nur lernen, was er in den Trainingsbildern sieht.

Wird der Algorithmus nur mit Bildern von Menschen trainiert, wird er sich mit anderen Motiven schwertun. Er würde dann beispielsweise Gebäude immer als Teil des Hintergrunds markieren.

Leider wissen wir nicht, womit die Algorithmen trainiert werden. Bei Tausenden oder gar Millionen von Trainingsbildern wäre es auch schwierig, daraus Schlüsse zu ziehen.

Meine Einschätzung ist, dass die meisten Programme auf Menschen und Produkte spezialisiert sind. Wahrscheinlich verwenden sie dazu große Stockphoto-Kollektionen. Wenn du also ganz untypische Bildinhalte hast, wird der Algorithmus wahrscheinlich nicht so gut funktionieren.

Was ist als Hintergrund definiert?

Bei manchen Bildern ist gar nicht so eindeutig, welche Bereiche zum Hintergrund gehören. Ein Beispiel: Ein Bild zeigt zwei Personen – eine vorne, eine weiter hinten. Soll die 2. Person als Teil des Hintergrunds weggeschnitten werden oder nicht?

Es gibt also nicht immer eine objektiv richtige oder falsche Lösung. Das Ergebnis hängt wiederum davon ab, wie der Algorithmus trainiert wurde.

Oft ist es hilfreich, wenn du das Bild schon vorher etwas zurecht schneidest. Objekte und Personen, die nur halb sichtbar sind, werden eher nicht zum Vordergrund gezählt.

Halbtransparente Flächen

Eine der schwierigsten Aufgaben in der Bildbearbeitung ist den Hintergrund von Haaren zu entfernen. Haare bilden keinen glatten Abschluss zum Hintergrund. Stattdessen gibt es ganz viele, sehr feine Strukturen. Außerdem scheint die Hintergrundfarbe an vielen Stellen durch.

Um solche feinen Strukturen auf einem anderen Hintergrund darzustellen, sind halbtransparente Flächen notwendig. Harte Kanten wirken extrem unnatürlich, wenn das freigestellte Motiv auf einem anderen Hintergrund platziert wird.

Beispielbilder

Ich verwendete verschiedene Beispielbilder um die Programme zu testen. Einerseits verwendete ich typische Stockfotos. Andererseits wählte ich auch schnelle Schnappschüsse vom Handy. Diese sind nicht gut ausgeleuchtet und nicht perfekt positioniert.

Die Stockfotos habe ich von folgenden Quellen bezogen: Vincenzo Giove, Blue Bird, Tadeu Gabriel Arcieri , jeweils von der Seite Pexels

Ich habe alle Bilder im Format 2000×3000 Pixel bearbeitet. Bei Remove.bg habe ich nur die Vorschau-Funktion verwendet, bei der die Bilder auf 408×612 Pixel skaliert wurden.

Verschiedene Tools im Test

Das hier ist keine umfassende Liste an Programmen, mit denen du den Hintergrund eines Bildes entfernen kannst. Mittlerweile gibt es wirklich viele Tools und alle zu beschreiben würde den Rahmen dieses Artikels sprengen.

Noch mehr Bildbearbeitungsprogramme findest du übrigens in meiner Übersicht zu 7×7 Grafikprogrammen.

Remove.bg

Das Tool Remove.bg wurde von der Firma Kaleido entwickelt. Von der gleichen Firma gibt es auch ein Online-Tool um den Hintergrund in Videos zu entfernen. Kürzlich wurde Kaleido von Canva übernommen.

Die Bildbearbeitung funktioniert denkbar einfach: Du lädst ein Bild hoch und der Hintergrund wird automatisch entfernt.

Im Anschluss gibt es noch weitere Bildbearbeitungsfunktionen: Du kannst gleich direkt auf Remove.bg einen anderen Hintergrund einfügen. Außerdem kannst du noch mit einem Pinsel Bereiche manuell löschen oder wiederherstellen. Allerdings ist das nur für großflächige Änderungen. Also beispielsweise ein ganzes Objekt entfernen oder ein irrtümliches Loch reparieren.

Bei Remove.bg gibt es drei Preisoptionen:

  • Gratisversion: 1 Bild und 50 Vorschaubilder (bis 0,25 Megapixel = 500x500px) pro Monat
  • Monatsabo mit verschiedenen Preisen: das günstigste Abo umfasst 40 Bilder für € 9,- pro Monat
  • Pay as you go mit Einmalzahlungen für eine bestimmte Anzahl von Bildern: z.B. 10 Bilder um € 9

Canva

Der Schwerpunkt von Canva liegt im Layout von Grafiken, aber es bietet auch einige Möglichkeiten zur Bildbearbeitung. Seit der Übernahme von Kaleido gibt es auch die Funktion zum Entfernen des Hintergrunds.

So entfernst du den Hintergrund eines Bildes in Canva:

  • Markiere das Bild in deinem Design
  • Klicke in der oberen Menüleiste auf „Bild bearbeiten“
  • Wähle im linken Menü den Hintergrundentferner
In Canva kommst du über den Button „Bild bearbeiten“ zum Hintergrundentferner.

Auch hier gibt es wie bei Remove.bg die Möglichkeit, das Ergebnis mit einem Pinsel zu bearbeiten.

Bei meinen Beispielbildern waren die Ergebnisse sehr ähnlich zu denen von Remove.bg. Bei manchen Details gab es jedoch Unterschiede. Vielleicht wurde der Algorithmus für Canva noch weiter optimiert. Oder es liegt nur an den unterschiedlichen Auflösungen der Bilder.

Die Hintergrundentfernung ist in Canva nur für die Pro-Version verfügbar. Diese kostet derzeit € 110 pro Jahr.

Adobe Photoshop

Photoshop bietet einige inhaltsbasierte Algorithmen zur Bildbearbeitung. Beispielsweise kann man Objekte aus dem Bild löschen und den fehlenden Hintergrund automatisch generieren.

Zum Entfernen des Hintergrunds gibt es eine eigene Funktion. Leider ist sie etwas schwierig zu finden:

  1. Falls sich dein Bild in der Hintergrundebene befindet: wandle das Bild in eine normale Ebene um
  2. Markiere die Ebene und öffne das Eigenschaften-Fenster
  3. Unter Schnellaktionen findest du nun den Button „Hintergrund entfernen“
Bei den Schnellaktionen gibt es den Button „Hintergrund entfernen“

Der Hintergrund wird nicht gelöscht, sondern nur über eine Ebenenmaske ausgeblendet. Du kannst natürlich verschiedenste Photoshop-Funktionen verwenden, um das Ergebnis zu bearbeiten.

Photoshop kostet im gemeinsamen Abo mit Lightroom derzeit € 11,89 pro Monat. Es gibt sehr viele Gründe, um Photoshop zu kaufen. Die automatische Hintergrundentfernung gehört leider nicht dazu.

Adobe Spark

Adobe Spark ist ein Online-Tool zur Gestaltung von Grafiken. Ähnlich wie bei Canva gibt es Vorlagen und die Verknüpfung mit Assets wie z.B. Foto-Kollektionen.

Derzeit bietet Adobe Spark auf einer eigenen Seite die kostenlose Bildbearbeitung um den Hintergrund zu entfernen. Darauf befinden sich auch die Hinweise „Nur für begrenzte Zeit kostenlos“ und „Unterstützt durch Adobe Photoshop“.

Aus diesem Grund hatte ich angenommen, das die Ergebnisse genau gleich wären wie bei Photoshop. Aber es gab doch große Unterschiede.

Crello

Auch Crello ist ein Online-Tool für Grafiken und Animationen. Also so ähnlich wie Canva, aber meines Erachtens nicht ganz so intuitiv.

Auch in Crello gibt es die Möglichkeit, den Hintergrund zu entfernen. Markiere dazu das Foto und klicke auf den Button „Remove Background“. Eine Nachbearbeitung ist in Crello nicht möglich.

Dafür kannst du das Ergebnis als gut oder schlecht bewerten. Eventuell verwendet Crello dieses Feedback um den Algorithmus noch zu verbessern. Ich habe dazu aber keine Informationen gefunden.

Die Hintergrundentfernung ist in Crello nur in der Pro-Version verfügbar. Diese kostet ca. € 80 pro Jahr.

Icons8

Icons8 ist eigentlich eine Plattform für Icons und Stock Photos. Allerdings bietet Icons8 auch einige Online-Tools im Bereich Grafik an. Neben dem Background Remover gibt es beispielsweise auch noch einen Face Generator.

Der Background Remover funktioniert so einfach wie möglich: Lade einfach das Foto in den Browser hoch. Kurz danach siehst du das Ergebnis und kannst es als PNG downloaden.

Für 3 Fotos ist die Bildbearbeitung ohne Anmeldung im Browser möglich. Für mehr Bilder musst du dich registrieren. Das Tool ist aber komplett kostenlos verfügbar.

Vergleich von Details

Wie ich bereits im Theorieteil beschrieben habe, sind Haare ein besonders schwierige Aufgabe. Bis auf Crello unterstützen alle Tools halbtransparente Flächen. Bei manchen Programmen sind die Haare eher verschwommen, bei anderen eher hart abgeschnitten.

Mir persönlich gefällt in diesem Beispiel das Ergebnis von Adobe Spark am besten. Aber das ist auch ein bisschen Geschmackssache.

Die Grafik vergleicht mehrere Tools zum Hintergrund entfernen bei einer Detailaufnahme von Haaren: Original, Canva, Photoshop, Adobe Spark, Crello, Icons8.
Automatische Bildbearbeitung im Vergleich: Bei Haaren ist es besonders schwierig, den Hintergrund zu entfernen.

Fazit

Mittlerweile ist keine langwierige, manuelle Bildbearbeitung mehr nötig, um den Hintergrund eines Bildes zu entfernen. Es gibt zahlreiche Online-Tools (mehr als hier beschrieben) für die automatische Hintergrund-Entfernung. Und auch die meisten Bildbearbeitungsprogramme bieten diese Funktion.

Welches Tool empfehle ich?

Zunächst empfehle ich dir einfach mal das Grafikprogramm, das du sowieso schon verwendest. Sofern es die Funktion zum Entfernen des Hintergrunds beinhaltet. Damit hast du dann auf jeden Fall den schnellsten Workflow. Und gerade bei Personen und einfachen Objekten haben alle Tools ganz gut funktioniert.

Am Besten haben bei meinen Bildern Canva und Remove.bg funktioniert. Wenn du nur ab und zu ein Bild freistellen willst, ist wahrscheinlich die Pay-as-you-go-Variante von Remove.bg günstiger als die Pro-Version von Canva.

Wenn du noch kein passendes Programm verwendest, empfehle ich dir das kostenlose Tool von Icons8. Bei meinen Beispielbildern hat es immer hervorragend funktioniert.

Verwendest du bereits eines der beschriebenen Programme um den Hintergrund von Bildern zu entfernen? Ich freu mich, wenn du deine Erfahrungen in den Kommentaren teilst.

5 Kommentare

      • Oh, klasse Irene, danke für den praktischen Vergleich. Jetzt trau ich auch Canva mehr zu. Ich komm ja aus eiber Zeit, wo noch händisch mit Maus und Pfaden in Photoshop freigestellt wurde. Was für ein gefrickel immer.

      • Oh, ich hab auch schon sehr viele Objekte händisch freigestellt. Photoshop hat hier auch sehr gute Tools, die dich bei der manuellen Freistellung helfen. Aber bei der komplett automatischen Hintergrundentfernung haben eindeutig Canva/remove.bg den besseren Algorithmus.

  1. This is some useful information. I appreciate you sharing it. There are a few things I need to mention, though. First of all, your writing skills are impressive and your blog layout is great. You make it enjoyable to read and you still manage to keep it smart. I can’t wait to see more from you.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert