Seit einigen Jahren wartet die IT-Community darauf, dass die großen IT Firmen neue Augmented-Reality-Brillen präsentieren. Denn Google, Apple und Facebook haben schon länger angekündigt, das nächste große Ding in Augmented Reality zu entwickeln.
Tim Cook, der CEO von Apple, sagte bereits 2017: „Augmented reality is going to change everything“.
Bei den durchgesickerten Konzepten und Design-Scribbles sieht es immer so aus, als ob mit einer leichten, fast normalen Brille komplette AR-Anwendungen möglich wären. Das wäre ein Riesenfortschritt gegenüber den aktuellen, sehr schweren AR-Brillen wie z.B. der Hololens von Microsoft.
Die Umsetzung ist aber offensichtlich schwieriger als gedacht. Denn in der Zwischenzeit ist es wieder eher still geworden um die Projekte. Beim Apple Event in diesem September war Augmented Reality kein großes Thema.
Ray-Ban Stories
Dagegen preschte Facebook nun vor und stellte neue Smartglasses in Zusammenarbeit mit Ray-Ban vor. Unter dem Namen Ray-Ban Stories wird die Brille für ca. € 250 angeboten.
Augmented Reality gibt es damit allerdings auch nicht. Mit dieser Brille kannst du telefonieren, Musik hören sowie Fotos und Videos bis zu 30 Sekunden aufnehmen.
Die Funktionen sind also sehr eingeschränkt. Es gibt nicht einmal ein Display um Informationen, Bilder oder sonstiges anzuzeigen.
Facebook scheint hier den Weg von unten gehen zu wollen. Wichtig ist, dass das Gerät wie eine normale Brille aussieht. Zusätzliche Funktionen werden erst dann hinzugefügt, wenn sie klein und leicht genug sind.
Wie immer ist der Datenschutz problematisch. Das wurde bereits der Google Glass vor 7 Jahren zum Verhängnis (Stichwort „Glassholes“).
Aus diesem Grund hat die folgende Rezension von CNET auch den Titel „Cool or Creepy“:
Es leuchtet zwar ein kleines weißes Licht auf, wenn fotografiert oder gefilmt wird. Damit wird die Person gegenüber informiert, dass sie gerade aufgenommen wird. Ich denke, weiter entfernt wird es schon schwieriger das zu erkennen. Auf jeden Fall ist das Fotografieren weniger auffällig als ein Handy hochzuhalten.
Und auch für die Person, die die Brille trägt, ist der Datenschutz ein Thema. Denn natürlich loggt man sich hier – wie auch bei den VR-Brillen – mit dem Facebook Benutzernamen ein. Und Facebook sammelt dann natürlich Daten. Um die Funktionalität der Brille zu verbessern – so lautet zumindest die offizielle Begründung.
Smartglasses mit Audio
Zum Musikhören und Telefonieren gibt es schon einige Brillenmodelle von anderen Herstellern. Das Konzept läuft unter dem Namen Open Ear Audio.
Die Lautsprecher nicht direkt am Ohr zu haben, hat den Vorteil, dass Umgebungsgeräusche hörbar sind. Das erhöht beispielsweise im Straßenverkehr die Sicherheit. Der Nachteil ist natürlich, dass die Umgebung auch mehr hört als bei normalen Kopfhöreren.
Am bekanntesten sind die Bose Frames der gleichnamigen Audio-Firma. Von Amazon gibt es Echo Frames, die das Alexa-System in eine Brille integrieren.
Andere Smartglasses
Die meisten Smartglasses sind kompliziert zu bedienen und die virtuellen Inhalte sind schwer zu sehen. Und der Nutzen ist oft nicht wahnsinnig groß.
Für spezielle Anwendungen, beispielsweise in der Industrie, können sie durchaus sinnvoll sein. Wenn man beispielsweise beide Hände für die Arbeit benötigt und zwischendurch etwas nachschauen muss.
Auf den privaten Bereich sind vor allem die Snap Spectacles fokussiert. Auch diese sehen ähnlich wie normale Brillen aus. Im Gegensatz zu den den neuen Facebook-Brillen haben sie allerdings ein Display integriert.
Mit den Spectacles ist Augmented Reality möglich, d.h. virtuelle Objekte werden direkt in der Brille angezeigt. Die AR-Inhalte werden über Snap Lenses erstellt. Das sind die AR-Filter, die auch in Snapchat verwendet werden.
Da es momentan aber „nur“ eine Spielerei ist, finde ich den Preis von € 370 doch etwas hoch. Aber da wird sich hoffentlich beides in Zukunft ändern.
Vorerst denke ich, dass im Privatbereich zunächst ganz spezielle Smartglasses am erfolgreichsten sein werden. Es ist schon ziemlich cool, wenn man beim Skifahren die aktuelle Geschwindigkeit sieht. Und gerade mit Skihandschuhen ist die Bedienung eines Handys recht umständlich.
Meine Einschätzung
Zum Abschluss kommt noch meine Einschätzung zu den Ray-Ban Stories.
Der große Wurf ist das noch nicht. Dazu sind die eingebauten Funktionen einfach zu wenig.
Außerdem denke ich nicht, dass der Name Facebook hier besonders gut zieht. Im Gegensatz zu anderen IT-Firmen gibt es eher keine deklarierten Fans, die unbedingt alle Facebook-Produkte haben wollen. Und auf der anderen Seite sehen viele die Datenschutz-Problematik.
Ich persönlich sehe jedenfalls keinen Grund, mir Ray-Ban Stories zu kaufen.
Zum Musikhören und telefonieren würde ich eher auf die Bose-Modelle zurückgreifen (oder bei normalen Kopfhörern bleiben). Damit im privaten Bereich zu fotografieren finde ich persönlich zu creepy. Und für Sportaufnahmen etc. ist die Technik nicht ausgelegt.